Für die ZDF-Sendung „Terra X“ präsentierte Tierfilmer Andreas Kieling in seiner Reihe „Kielings wildes Deutschland“ den Fernsehzuschauern am vergangenen Sonntag eine Tierdoku über Deutschlands wilde Wölfe. Der Haken an der Geschichte: Die wenigen freilebenden Wölfe, die es in der Oberlausitz gibt, sind recht Kamerascheu. Wie sich nun herausstellte, hat der Tierfilmer kurzerhand zahme Tiere durchs Bild laufen lassen. Eine weitere Szene mit Welpen sei sogar in einem Gehege entstanden. Laut Berliner Kurier findet der Tierfilmer das offenbar vollkommen in Ordnung.
So zitiert ihn das Blatt am Freitag mit den Worten
„Wenn ich für den Wolf werben will, und das will ich, muss ich Bilder nehmen, die schicker sind als krisselige, grüne Nachtaufnahmen, die authentisch wären“. Quelle: Berliner Kurier, 20.04.2012
Grundtenor der Verteidigungsrede: Solange die erzählte Story stimmt, ist es egal, wie die Bilder dazu entstanden sind. Ach ja? Ist es das? Nun, vielleicht stößt sich der ein oder andere Zuschauer wirklich nicht mehr daran, wenn ihm „Symbolbilder“ zu einer Tierdokumentation präsentiert werden. Mit Authentizität hat das alles aber nichts mehr zu tun. Vor allem nicht, wenn darauf im Film an keiner Stelle hingewiesen wird. Und ein guter Tierfilmer ist doch gerade deshalb guter Tierfilmer, weil er das Know how mitbringt, Tiere in freier Wildbahn vor die Kamera zu kriegen.
Ich war vor ein paar Wochen im Duisburger Zoo. Da sind auch ein paar schicke Aufnahmen entstanden. Ich glaube, die schicke ich jetzt mal an National Geographic oder GEO. Einen Titel habe ich auch schon: „Africa’s wildlife rediscovered“. Ob man nun echte Wildlife-Fotos nimmt, oder falsche, ist offenbar auch im Öffentlich Rechtlichen Fernsehen mittlerweile scheißegal. Mit Fernsehgebühren bezahlter Qualitätsjournalismus. Peinlich.
Die Nummer ist ja noch viel dreister: Wie der „Berliner Kurier“ am 20. April 2012 meldete, arbeitetes Kieling mit zahmen Wolfshunden http://bit.ly/HYRYzy : „Die erwachsenen Tiere, die im ZDF als freilebende Wölfe auftreten, sind in echt ziemlich gut erzogene Slowakische Wolfshunde, die auf dem Truppenübungsplatz Altengrabow und vor der Kulisse des Kraftwerks Boxberg in der Lausitz Wolf spielten.“ Da hat sich der selbstvermarktende Wolfs- und Tierflüsterer wohl bis auf die Knochen blamiert. Abschalten!