Die Silvesternacht von Köln: Es wird Zeit, über Trittbrettfahrer zu reden

Die Medien beschrieben es so: „Rund 1000 Menschen, meist nur Männer und viele davon alkoholisiert, versammelten sich an Silvester auf dem Kölner Domplatz.“ Den Rest der Geschichte kennen wir: Aus dieser Gruppe heraus wurden unzählige Frauen von Männern mit „nordafrikanischer“ oder „arabischer“ Herkunft bedrängt, bestohlen oder gar sexuell belästigt. Doch langsam wird die Geschichte seltsam: Mittlerweile haben sich sage und schreibe fast 1000 Opfer mit einer Anzeige an die Polizei gewendet. 1000 Opfer? Wo doch von nur ingesamt 1000 Menschen „fast ausschließlich Männer“ die Rede war? Kann das sein?

In den Tagen nach der Silvesternacht meldeten sich immer mehr Opfer bei der Polizei. Erst waren es 60, dann 100, dann 200. Die Berichte in den Medien überschlugen sich. Immer neue Details wurden bekannt.

300, 400, 500…

Für AfD und Pegida ein gefundenes Fressen: „Wir haben es schon immer gesagt, alles nur Vergewaltiger“. Und auch die Anzahl der Anzeigen steigt bis heute stetig an. Nach Medienberichten sind mit Stand 27. Januar bereits 945. Davon rund die Hälfte wegen sexueller Übergriffe.

Es wird Zeit, stutzig zu werden

Wenn insgesamt 1000 Menschen vor Ort gewesen sein sollen, davon fast nur Männer, wo waren dann die 1000 Opfer? Und selbst wenn es sich dabei ausschließlich nur um „Durchreisende“ handelte, die vom Hauptbahnhof schnell über den Domplatz gingen: Bei 1000 Geschädigten müssen die derzeit rund 35 Tatverdächtigen wahre Akkordarbeit geleistet haben. Zudem dürften ein paar hundert Smartphones und/oder Brieftaschen einige dutzend Rucksäcke füllen.

Das Aufgeben einer Anzeige ist in Nordrhein-Westfalen recht leicht. Dazu gibt es ein Onlineportal, in der man seinen Vorfall meldet. Die Details der Silvesternacht sind hinlänglich bekannt.

Ist es so unwahrscheinlich, dass sich nach den wahren Opfern nun eine ganze Reihe von Trittbrettfahrern aufgemacht hat, um die Silvesternacht von Köln ins Bizarre zu verzerren?

Allerdings: Nach der katastrophalen Informationslage nach der Silvesternacht und nach den offenbar berechtigten Vorwürfen der versuchten Vertuschung über die Herkunft der Täter, zweifelt niemand die stetig steigenden Opferzahlen an. Warum eigentlich nicht? Ist die Angst vor einem Shitstorm, vor dem Vorwurf des „Victimblaming“ zu groß?

Alles nur Einbildung? Es gibt keinen Grund, einen Überfall vorzutäuschen?

Na dann:

Eine Onlineanzeige über die Kölner Silvesternacht ist mit all dem Hintergrundwissen aus den Medien mit Sicherheit einfacher erstellt, als das Erfinden einer ganz neuen Story wie in all diesen gezeigten Fällen. Ob die Polizei bei der Flut von Anzeigen überhaupt noch jedem Lügner auf die Schliche kommen kann, darf getrost bezweifelt werden.

Es ist kein Geheimnis, dass Rechtspopulisten, Rassisten, Neonazis – nennt sie wie ihr wollt – regelmäßig Lügengeschichten über vermeindliche Übergriffe von Ayslanten erfinden und damit in den sozialen Netzwerken Stimmung machen. Vom Taschendiebstahl bis zum Horromärchen, dass deutsche Frauen zu „Dönerfleisch“ verarbeitet werden, ist den Hetzern keine Geschichte zu dumm. Webseiten wie mimikama.at haben bereits unzähliger dieser Legenden entlarvt. Gerne wird auch mal ein ursprünglich kleiner Fall mit weiteren Details angereichert.

FOCUS-ONLINE mit journalistischem Totalschaden

Auch das „Nachrichtenmagazin“ FOCUS verbreitet auf seiner Webseite immer noch das Märchen von den „1000 Straftätern“, die es in der Kölner Silvesternacht gegeben haben soll. Wie dieser Screenshot vom 28. Januar zeigt, ist die Redaktion offenbar nicht willens oder geistig nicht in der Lage, zwischen einer Menschenansammlung und einer zum Schutze vor Entdeckung daraus agierenden Tätergruppe zu unterscheiden.

Bild/Bildzitat: Screenshot FOCUS-ONLINE

Bild/Bildzitat: Screenshot FOCUS-ONLINE

 

Ginge es nach dem FOCUS, hätten sich zu Silvester ausschließlich Verbrecher am Dom versammelt. Alle anderen Partygänger wären wohl zufällig irgendwo anders hingegangen. Hier wäre der rechtspopulistische Vorwurf der „Lügenpresse“ ausnahmsweise doch einmal angebracht.

Fazit

Wer nach „Vergewaltigung erfunden“ oder „Vergewaltigung vorgetäuscht“ googelt, stößt besonders seit letztem Jahr auf eine auffällige Häufung von erfundenen Vergewaltigungen, die dabei stets Migranten in die Schuhe geschoben werden. Vor allem nach Neujahr häufen sich die falschen Anschuldigungen. Und nicht immer setzen Frauen die Gerüchte in die Welt.

Waren es also wirklich 1000 Opfer in Köln? Nicht zu bezweifeln ist hingegen eine andere 1000: Die Anzahl der Übergriffe auf Flüchtlinge und Flüchtlingsheime in 2015.

Für die wahren Opfer von sexueller Gewalt ein herber Schlag ins Gesicht.

Es wird Zeit, dass wir über die Trittbrettfahrer von Köln reden!

 

Update: 29.01.:
Die Anzahl der Anzeigen hat die 1000 überschritten. Es gibt also nun offiziell mehr Opfer als Menschen überhaupt vor Ort gewesen sein sollen.
http://www.deutschlandfunk.de/silvester-uebergriffe-mittlerweile-mehr-als-1-000-anzeigen.447.de.html

Update: 01.02:
So langsam scheint dem ein oder anderen was zu dämmern…

Update: 10.02., 25.02.
Der obigen Liste wurden weitere Fälle von erfundenen Übergriffen durch Migranten hinzugefügt

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*