Nach den Randalen: Die Rechte wittert Morgenluft

Es kommt, wie es kommen musste. Rechte Gruppierungen spielen sich nach den Randalen in England als Beschützer der Nation auf und schieben die Schuld wieder ihren liebsten Feindbildern in die Schuhe: Die Ausländer warens, die Moslems sind schuld. Armselig, wie diese geistigen Denkkrüppel die Ursachen einer gescheiterten Wirtschafts- und Sozialpolitik vielleicht sogar einer gescheiterten Gesellschaft, ignorieren, nur um sich in ihrer verqueren Ideologie bestätigt zu sehen. „Hijacking“, nennt das der Engländer, wenn man eine Begebenheit nutzt, um sie für seine Zwecke zu instrumentalisieren, zu „entführen“.

Dabei spielten Rasse und Religion zu Beginn der Unruhen nur die zweite Geige. Denn ob schwarz oder weiß, Christ oder Moslem: Sie alle haben die Straßen gemeinsam in ein Schlachtfeld verwandelt. Und sie alle wurden zu Opfern. Sogar eine reiche weiße Millionärstochter steht nun wegen Plünderung vor Gericht.

Eines der meistgesehenen Videos auf BBC News ist derzeit das einer schwarzen Ladenbesitzerin die es schaffte, einen Mob von 300 Angreifern davon abzuhalten, ihr Geschäft zu plündern. Und was ist mit dem muslimischen Familienvater Tariq Jahan, der gerade erst seinen Sohn verlor und die Masse in einem faszinierenden Appell dennoch dazu aufruft, nach Hause zu gehen und friedlich zu bleiben?

Von solchen Appellen sind die rechten Scharfmacher meilenweit entfernt. Wie die „English Defense League“ spielen sie sich jetzt als Beschützer auf und sind viele dieser Rechtsextremisten sind dennoch nichts anderes als gewöhnliche Kriminelle, die jetzt ihre Chance gekommen sehen, mit Rückhalt der Bevölkerung den Baseballschläger zu schwingen. Gerade die EDL, die vor kurzem noch in der Kritik stand, mit dem norwegischen rechtsextremen Massenmörder Breikvik in Kontakt gestanden zu haben.

Jetzt wittert die Rechte in England ihre Gelegenheit. Sie täuschen Neutralität vor, rufen öffentlich zu Säuberungsaktionen auf und zeigen Präsenz. Sie gaukeln der Bevölkerung tatkräftiges Anpacken vor. Ein Anpacken, dass von der Polizei so schmerzlich vermisst wurde. Und gleichzeitig mischen sie an anderer Stelle kräftig bei den Randalen mit.

Der Wolf im Schafspelz. Organisiert in Parteien und dennoch oft mit einem eigenen Strafregister, das sich von denen der jugendlichen „Problemkinder“ in Englads Ghettos kaum unterscheidet. Sie werden nicht für Ordnung sorgen, sie werden das Problem vergrößern. Denn sie lenken von den wirklichen sozialen und wirtschaftlichen Problemen ab und entzünden sie ein anderes Pulverfass. Ein Pulverfass, das sie selbst mitgebracht haben.

Anders als Tariq Jahan haben sie kein Wort des Friedens auf den Lippen, kein Appell an die Vernunft. Mann kann den Leuten in England und anderswo nur zurufen: „Lasst euch von den angeblichen Saubermännern in braun nicht verarschen.“

 

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