Don Vito Corleone hätte es nicht besser machen können. Schwächelt das eigene Geschäft mangels frischer Ideen, dann schmiert spricht man halt mit ein paar Politikern und vereinbart ein paar Gesetze um dem sinkenden Umsatz entgegenzuwirken. Das hat zwar nicht viel mit freier Marktwirtschaft zu tun, aber Don Vito hat Einfluss. Einfluss haben auch Deutschlands Verlage, allen voran Axel Springer, die der Bundesregierung in monatelanger Lobbyarbeit jetzt das so genannte „Leistungsschutzrecht“ abgerungen haben. Weil Suchmaschinen wie Google so erfolgreich dabei helfen, dass Nachrichten im Web überhaupt gefunden werden, soll Google den Verlagen jetzt Geld bezahlen. Für den so genannten Leistungsschutz. Leistungsschutzgeld also.
Nochmal von vorne
Google betreibt mit seinen Suchdiensten ein äußerst erfolgreiches Geschäftsmodell: Jeder der möchte, kann seine private Webseite, sein Blog oder aber sein kommerzielles Nachrichtenangebot kostenlos listen lassen. Wer das nicht möchte, schreibt einfach einen kleinen Befehl in die Quellcode seiner Webseite und Google ignoriert die Seite fortan. Aber wer will schon von Google ignoriert werden? Google bringt Leser auf die eigene Seiten. Leser bringen Klicks, Klicks lassen den Wert der Seite steigen und damit lässt sich Werbeplatz verkaufen.
Die Verlage profitieren also von Googles kostenlosem Dienst. Das Problem? Google ist nicht doof und schaltet auch auf seinen Suchseiten Werbeanzeigen. Allerdings sehr dezent. Damit ist Google sehr erfolgreich. Erfolgreicher als die Verlage selbst. Die profitieren zwar immer noch von den Klicks, verdienen aber mit ihren großen blinkenden und meist grässlich aufdringlichen Werbeanzeigen, die sie auf ihren eigenen Seiten einblenden, eben nicht genug.
Neidische Blicke
Und jetzt kommts: Neidisch schielen die Verlage auf den Erfolg von Google. Und plötzlich kommt ihnen eine Idee. „Hey, Google macht mit unseren Inhalten Geld. Wir wollen auch ein Stück vom Kuchen“.
Das Problem: Ohne Google würden die Verlagsseiten gar nicht oder nur noch schlecht gefunden werden. Die Verlage hätten also viel weniger Leser. Und was jetzt kommt wissen wir bereits: Weniger Leser = weniger Klicks = weniger Werbung = weniger Geld.
Die Verlage wissen dabei ganz genau, dass sie ohne Google ziemlich verloren dastünden. Denn wie ich eingangs schon erwähnte: Wer nicht gelistet werden will, der braucht nur einen kleinen Befehl in den Quellcode der Seite einbauen, schon würde Google die Webseite künftig ignorieren. Das wollen die Verlage aber nicht. Sie wollen ja gelistet werden. Aber gleichzeitig wollen sie für diese kostenlose Dienstleistung seitens Google am Geschäftsmodell von Google mitverdienen. Na, merken Sie’s? Irgendwas passt da doch nicht. Ich will dafür bezahlt werden, dass jemand anderes mir hilft, dass mein Angebot gefunden wird?
Die Räuberpistole für die Politik
Und wie überzeuge ich die Politiker, so einen Schmonzes in einen Gesetzesentwurf zu quetschen? Ich erzähle denen was von böses Internet, Kostenloskultur, Geiz-ist-Geil-Mentalität und dass man damit ja überhaupt keine Geschäfte machen kann, wenn andere daherkommen und meine Inhalte klauen. Und dabei hab ich doch so tolle Qualität. Wenn das so weitegeht, dann ist bald Schicht im Schacht mit Qualitätsjournalismus. Und schuld ist nur das böse Internet. Himmel, das klingt ja auch alles fürchterlich. Nur leider sieht die Wirklichkeit etwas anders aus.
Das Internet ist per se nicht böse. Für gute Dienste wird auch gutes Geld bezahlt, nur leider sind die meisten Nachrichtenangebote im Netz austauschbar. Überall die gleichen Agenturmeldungen. Wer will ernsthaft für diesen Einheitsbrei bezahlen?
Krise ohne Ende
Mag sein, dass der Journalismus in einer Krise steckt. Aber kann es nicht sein, dass es die Verlage in den letzten 15 Jahren einfach nicht geschafft haben im neuen digitalen Zeitalter ein gewinnbringendes und damit auch qualitätssicherndes Geschäftsmodell zu entwickeln?
Hektisch springt man halbgar auf jeden Hype-Zug der durch die Lande rauscht. Einst war es das E-Paper, dann bauten sie lustige Kioske in „Second Life“ und heute sind iPad-Apps und der K(r)ampf um Facebook-Fans. Ständig wird für immer neue Kanäle Geld versenkt. Am eigentlichen Inhalt aber hat sich aber nichts geändert. Noch immer fristen Papierausgabe und Onlineangebot ein Doppelleben in parallelen Welten. Eins zu Eins ins Netz kopiert – ohne Mehrwert, ohne Anreiz, austauschbar. Aus reiner Verzweiflung macht so manch‘ einer noch auf ein bisschen Lokalzeitungs-TV. Doch oft möchte man dabei laut durch die Leitung rufen: „Schuster bleib bei deinen Leisten und überlass‘ das Fernsehen den Profis.“
Wie viel leichter ist es doch, Suchdiensten vorzuwerfen sie würden mit fremden Inhalten Geld verdienen. Das ist der lahmste aller Versuche, den eigenen Arsch zu retten. Google täte gut daran, künftig für seine Listings in Google-News Geld zu verlangen, oder Nichtzahler einfach aus dem Angebot zu werfen. Last but not least könnten doch die Hersteller von Briefkästen die Zeitungsverlage zur Kasse bitten. Ohne sie würde so manches Druckwerk ihren Empfänger nicht trocken erreichen…
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Bei dem so genannten „Leistungschutztrecht“ geht es natürlich nicht nur um Google allein. Zur Verdeutlichung der Thematik ist dieses Beispiel jedoch am besten geeignet.