Fremdschämen

Gestern war ja mal wieder Fremdschämen hoch drei angesagt als unser Bundesaußenminister Guido Westerwelle in Sachen Libyen den großen Staatsmann raushängen lässt und tatsächlich behauptet, Deutschland habe seinen Beitrag zur Befreiung Libyens mit politischen Mitteln geleistet. Das einzige politische Mittel war diese peinliche Enthaltung im UN-Sicherheitsrat, als es darum ging klar Farbe zu bekennen: Ist die Bundesrepublik nun für eine militärische Intervention oder dagegen? Aber damals hat man mit einer Enthaltung klar gekniffen. Bloss nichts riskieren. Die Partnerstaaten waren not amused.

Doch jetzt, wo alles gut gegangen ist, will man beim Wiederaufbau groß dabei sein. Dirk Niebel bietet dann auch schon an, Libyen könne als reiches Land die Hilfe von Deutschland „käuflich erwerben“. Bah, können diese Leute eigentlich morgens in den Spiegel gucken, ohne einen unangenehmen Juckreiz zu kriegen?

Die Frankfurter Rundschau titelt da auch passend von  „Trittbrett-Siegern„. Und das MiGAZINE schreibt kritisch „Ernten, was man nicht säht„. Kriegsgewinnler nenne ich das. Sich selbst so lange es brenzlig ist, sich aus allem schön raushalten. Zur Not noch schnell den Geldbeutel zücken damit man dem Volk keinen Militäreinsatz zumuten muss. Aber dann, nachdem andere ihr Leben riskiert haben ankommen und Geschäfte machen wollen. Igitt.

Doch auf lange Sicht kann das nicht gut gehen. Das vermutet auch die Augsburger Allgemeine Zeitung in „Der Preis der Enthaltung„:

Dieses Heraushalten dürfte sich nun bitter rächen. Frankreich, Großbritannien und die USA […] werden Deutschland massiv in die Pflicht nehmen […] Dieses Mal kann sich Berlin nicht heraushalten, ein zweites Mal kann sich die Regierung nicht verweigern, Deutschland wird sich engagieren müssen: wirtschaftlich, finanziell und wahrscheinlich auch mit Soldaten […]

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