Ein schweres Gewitter zog letzte Nacht über unsere Wohnung hinweg. Und dennoch: Mein kleiner Junge, neun Monate ist er jetzt, lag friedlich neben uns und schlummerte. Mama und Papa waren ja dabei. Was soll da schon passieren. Da stellte ich mir vor, wie das wohl wäre, wenn die Blitze und der Donner kein Gewitter, sondern israelisches Vergeltungsfeuer wären.
Ich stellte mir vor, wie das wohl wäre, wenn Du Nachts so daliegst, keinen Keller hast, in dem Du Schutz suchen kannst und draußen schlagen die Bomben ein.
Wie das wohl wäre, wenn jetzt eine Granate das Hausdach durschlägt und die Splitter meinen kleinen Jungen in Stücke reißen würden.
Wie das wohl wäre, wenn das Blut durch das Schlafzimmer spritzt und Du mit ansehen musst, wie das kleine unschuldige Leben, das ewige Lächeln und die strahlende Freude die er jeden Tag auf seinen Lippen trägt, für immer dahin wären.
Wie das wohl wäre, wenn ich dann am nächsten Tag mitbekäme, wie selbstgerechte Sesselfurzer im fernen Deutschland dieses Gemetzel als legitime Verteidigung darstellen.
Wie sie in einem Anfall kognitiver Dissonanz jedes Unrecht zu Recht biegen.
Wie sie für jedes tote Kind, für jede tote Mutter und jeden toten Vater eine Ausrede parat haben.
Wie sie stets von gezielten Militärschlägen gegen Radikale sprechen.
Wie sie sich vorlügen, man würde ja alles tun, um zivile Opfer zu vermeiden.
Ich würde wohl glauben, sie würden uns einfach nur hassen.
Ich würde glauben, wir wären ihnen egal.
Und ich würde es nicht verstehen. Haben die Deutschen nicht schon einmal weggeschaut, als einem Volk schlimmstes Unrecht geschah? Damals, als sie selbst die Mörder waren. Damals haben so viele von Ihnen auch weggeschaut und immer neue Ausreden gesucht um nicht das zu sehen, was offensichtlich war.
Wieder blitzte es. Dann ein lauter Donnerschlag. Mein Junge lag immer noch friedlich neben mir und schlief.
Draußen, das war nur das Gewitter.