Lehrkräfte im US-Bundesstaat Missouri leben gefährlich. Zumindest dann, wenn sie sich via Facebook oder anderen Seiten im Web mit ihren Schülern vernetzen. Der „Amy Hestir Student Protection Act„, benannt nach einer High-School Schülerin der von ihrem Lehrer sexuell bedrängt wurde, verbietet es Lehrern zukünftig mit ihren Schülern über Soziale Netzwerke in privaten Kontakt zu treten.
Einige US Medien titelten bereits, Lehrer dürften keine Schüler mehr als Facebook-Freunde haben. Das ist aber offenbar nicht ganz richtig. Vielmehr soll es Lehrern untersagt werden, Nachrichten auf privater Ebene via Facebook mit Schülern auszutauschen. Also Nachrichten, die nicht öffentlich für alle anderen Facebook-Frende lesbar sind.
Die Begründung ist skurril: In persönlichen Gesprächen sieht die republikanische Senatorin Jane Cunningam, Unterstützerin des Gesetzes, den Weg zum sexuellen Missbrauch. So wird sie mit den Worten zitiert, private Onlinenachrichten seien der „pathway to sexual misconduct“.
So heißt es in dem Gesetz, das am 1. Januar 2012 in Kraft treten soll, unter anderem:
3. No teacher shall establish, maintain, or use a work-related internet site unless such site is available to school administrators and the child’s legal custodian, physical custodian, or legal guardian.
4. No teacher shall establish, maintain, or use a nonwork-related internet site which allows exclusive access with a current or former student.Übersetzung:
3. Keine Lehrkraft darf eine arbeitsbezogene Webseite aufbauen, betreuen oder nutzen, solange diese Seite nicht ebenfalls der Schulleitung, den Erziehungberechtigten zugänglich ist.
4. Keine Lehrkraft darf eine nicht-arbeitsbezogene Webseite aufbauen, betreiben oder nutzen, die den exklusiven Zugang mit einem aktuellen oder ehemaligen Schüler ermöglicht.Quelle: Senate Bill No. 54, Seite 15ff.
Künftig müssen Schüler also wieder andere Wege beschreiten, wollen sie mit ihrer Lehrkraft Dinge besprechen, die nicht gleich jeder Mitschüler mitbekommen soll. Senatorin Cunningham findet trotzdem, mit dem neuen Gesetz würde die Kommunikation zwischen Lehrer und Schüler verbessert:
This law in no way stops communication with students. In fact, we encourage social-media contact with students. We just require it to be appropriate, meaning it is not hidden from parents or from school personnel.
Übersetzung:
Dieses Gesetz verhindert die Kommunikation mit den Schülern in keinster Weise. Wir ermutigen damit faktisch zum Schülerkontakt via Social Media. Wir wollen nur, dass alles in angemessenem Rahmen abläuft und nicht versteckt vor den Eltern oder Schulpersonal.
Quelle: The Kansas City Star
Also zur Hölle mit der Privatssphäre. Wer nichts zu verbergen hat, kann auch gleich alles öffentlich besprechen. Bei Privatgesprächen kann es sich ja nur um Sex handeln…